Kommentar zu dem
Lied
Ich
brauche kein Handy Ich brauch´ kein Handy, wozu auch? Wäre das Telefon an sich noch nicht erfunden, müsste
man das schleunigst tun. Es war sicherlich eine der großartigsten
Erfindungen überhaupt. Aber das Handy? Verschafft das noch
einen segensreichen Zugewinn gegenüber dem Grundmodell, dem
Festnetztelefon?
Betrachten wir mal eine andere
Erfindung aus dem Bereich der Mobilität.
Das Auto oder den Zug. Gegenüber der
Basiserfindung, dem Rad, bringen Auto und Eisenbahn ein Höchstmaß an Zugewinn
mit sich. Wobei sich das Auto als außerordentlich schlecht
für die Gesundheit und die Umwelt zeigt, allerdings auch noch
weitaus flexibler einsetzbar ist als der Zug und auch noch den
allerletzten Straßenwinkel erreichen kann. Mit dem Fahrrad oder der Postkutsche kann
eine Distanz von
Garmisch-Partenkirchen bis nach Flensburg gar nicht oder zumindest
nicht regelmäßig und an einem Tag zurückgelegt werden. Und riesige
Lasten kann man auch nicht transportieren. Mit dem Auto oder
dem Zug ist es
aber möglich. Bei jedem Wind und Wetter. Der Vorteil der
Mobilität von Automobil und Zug ist eindeutig. Der Vorteil des
mobilen Telefons ist für mich nicht erkennbar.
Telefonieren kann ich quer durch
Deutschland und noch weiter. Jeden
Tag, jederzeit, so oft ich will. Ganz egal
ob mit dem Festnetztelefon oder dem Handy!
Ganz egal, ob vom Telefonhäuschen aus oder mit dem Handy
nebendran stehend. Ob zu Hause auf der Couch liegend oder am
Schreibtisch sitzend, es bleibt sich gleich ob dabei ein
Festnetztelefon oder das schnurlose Handy benutzt wird. Wo liegt also
der vergleichsweise Zugewinn des Handys gegenüber dem
Festnetz.
Bei uns gab es schon lange eine intakte,
alle Regionen abdeckende Infrastruktur für das
Kommunikationsnetz. Auch Telefonhäuschen/-Säulen gab es
überall. Wieso musste jetzt noch mal bei Null
angefangen werden und das Land mit einem Mobilfunknetz überzogen
werden? Wenn mal die gesundheitlichen Risiken ganz außer Acht
gelassen würden, könnte ein neu zu schaffendes
Mobilfunknetz in vielen Landstrichen z.B. Afrikas durchaus als
sinnvoll angesehen werden. Weil es dort bislang ja überhaupt
keine Möglichkeit zum Telefonieren gab. Aber hier?! Niemand käme
auf die Idee, das Schienennetz der Bahn zu demontieren und die
Lokomotiven zu verschrotten, um nach und nach alles durch den
Transrapid zu ersetzen. Würde ja auch keiner bezahlen wollen.
Im Bereich des Mobilfunks wurden die Finanziers allerdings
gefunden. Die Mobilfunkunternehmen
haben es mit einer gigantischen
Marketingmaschinerie geschafft. Unmündige Konsumenten, die sich mit der richtigen Werbestrategie alles aufschwatzen lassen, haben sich dafür bereitwillig und nur allzugerne melken
lassen. Viele Verbraucher wurden schließlich dazu gebracht, selbst
daran zu glauben, dass sie ohne Handy nicht mehr leben könnten. Nicht nur direkte Werbung, auch das Fernsehen und die anderen Medien haben fleißig dazu beigetragen.
Also, wozu das Handy? Vielleicht damit Unternehmensgewinne
wachsen, Dividenden nach oben geschraubt werden und Managergehälter
ins Unermessliche steigen können? Klar, das Mobilfunknetz kommt vergleichweise mit zehntausenden
Arbeitsplätzen weniger aus als das Festnetz. Die verbleibenden Beschäftigen
verzichten aus Angst vor dem eigenen Arbeitsplatzverlust auf
angemessene Gehaltserhöhungen oder stimmen sogar
Lohnkürzungen zu und die Einnahmen aus den Handydiensten sprudeln. Hier
stehen ergänzende Äußerungen zur Vernichtung von
Arbeitsplätzen durch die Einführung des Mobilfunks. Hintergrund ist die Verlagerung des Werks der NOKIA in Bochum. Nicht nur Nokia, das Handy an sich ist ein Jobkiller.
Aber war da nicht doch noch etwas, das ich
eingangs vergessen habe? Ja, genau. Man ist doch mit dem Handy ständig
und überall erreichbar. Das geht mit dem
Festnetztelefon nämlich nicht. Nur ist das nun auch ganz bestimmt alles andere als ein Vorteil. Allerdings
haben viele arme, getriebene Seelen tatsächlich das Gefühl, sie müssten
unbedingt ständig erreichbar sein. Und sie können nicht mal
mehr was dazu, denn mittlerweile halten sie es tatsächlich
sonst nicht mehr aus. Oh, wie grausam. Wer sich nicht
mal mehr erlauben kann, abzuschalten, der ist nicht zu
beneiden.
Andererseits sind die leidgeprüften Elektrosmogerkrankten ja
noch schlechter dran. Nur was macht jemand, für den das Nicht-Erreichbarsein bereits ein Luxus ist, den er sich nicht leisten
kann, falls er erst selbst mal elektrosmoggeschädigt sein wird?
Dann kann er sich nicht vom Handy trennen und gleichzeitig
hält er es in der Nähe von Handys nicht mehr aus.
Sei es drum. Ich gönn´ mir, was für
andere Luxus ist, ich
kann´s mir leisten. Ich brauche kein Handy. Genausowenig wie der asiatische Tempelwächter
auf der nächsten Seite. Der schaut zwar ebenso grimmig drein,
wie die Handymasten, die überall rumstehen. Nur dass der Wächter
im Original schöne strahlende Farben hat, die Masten
hingegen hässlich strahlende Sender an sich tragen.
Wie immer ist das Recording fürs Internet für uns technisch sehr schwierig, so dass Sie unsere dazugehörige Melodiekomposition erstmal noch nicht hören können. Kenner der Musikszene könnten alternativ für sich persönlich die Melodie eines alten Hits von Queen mitsummen, die passt nämlich auch sehr gut. Nur darf der
Song nicht mit der Kombination aus jener Melodie und dem Text
dargebracht werden. Wir können aus Vielem ausbrechen und uns
davon befreien. Nicht aus den Gesetzen.
Jan. 2008: Im Auftrag der
zweitgrößten deutschen Fluglinie, Air Berlin, tritt jetzt sogar ständig eine
Frau im Fernsehen auf. Mit gespielt entschuldigendem und
gleichzeitig unterschwellig erfreutem Unterton erzählt sie,
dass sie im Flugzeug nicht ans Handy gehen könne. Sie
sei halt gezwungen, es sich bequem zu
machen. Klar, die meisten Menschen ahnen, wie schön es ohne
Handy sein kann. Aber sie können es sich nicht mehr erlauben.
Ohne Handy - das neue
Statussymbol? Raus aus der Masse, weg mit dem Masseartikel!
Vor mehr als zehn Jahren zeigten sich gerne die Leute
mit einem Handy, die sich für wichtig hielten. Später waren
es auch die, welche sich damit wichtig machen wollten. Dann
kam es so weit, dass das Handy für viele Leute zum
Wichtigsten in ihrem Leben wurde. Heute wird es für immer
mehr Menschen wichtig, zu zeigen, dass sie gar kein Handy
brauchen. Dass sie sich nicht selbst zum Sklaven eines
technischen Geräts machen müssen.
Gönnen
wir uns die Freiheit, nicht ständig erreichbar zu sein.
zum
Lied ich brauche kein Handy Verzeichnis Handylieder von OHB
zurück
zur Hauptseite www.ohb-lieder.de